Zu Fuß über die Alpen Tag 6 Mayerhofen – Pfitschtal

Können die Alpen am sechsten Tag der Überquerung noch etwas Neues bieten? Diese Frage können wir ohne zu zögern mit einem Ja beantworten.

Ein Shuttle bringt uns am frühen Morgen von Mayrhofen zum Schlegeisee – laut Google Maps dauert die Fahrt 33 Minuten, unser Fahrer schafft es locker in 25. Noch am Parkplatz zeigen die Alpen ein neues Gesicht. Wir schauen direkt auf das ewige Eis des Schlegeiskees – den mit 3.500 Metern höchsten Gipfel und Gletscher der Zillertaler Alpen.

Diesen Ausblick muss man erst einmal genießen, bevor es dann zunächst sanft und dann immer steiler bergauf geht. Von allen Seiten rauscht Wasser ins Tal, in Form von wilden Bächen oder beeindruckenden Wasserfällen. Man kann gar nicht glauben, dass der Stausee die gigantischen Mengen überhaupt noch aufnehmen kann, 

Zwischen dem Rauschen und Plätschern hören wir dann plötzlich einen Schrei oder ein schrilles Pfeiffen. Ich vermute einen Vogel und schaue nach oben, kann aber nichts entdecken. Eine Familie, die uns gerade entgegen kommt, zeigt auf einen Felsen: „Da isses!“ Ich sehe ein glänzendes Fellknäuel und frage, was das denn für ein Tür sei. „Ein Murmeltier“, bekomme ich zur Antwort in einem Dialekt, der verrät, dass die Dame sich in den Bergen auskennt. „Das sind Schreihälse“, erklärt sie weiter. Das Pfeiffen wird zur Verständigung genutzt oder als Warnsignal. Später hören wir noch einmal diesen schrillen Pfiff und schauen uns um. Wieder entdecken wir ein kleines Murmeltier…sogar aufrecht sitzend auf einem spitzen Felsen. Dass wir Murmeltiere sehen…damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.

Der Steig wird steiler, aber nach gut zwei Stunden erreichen wir das Pfitscher Joch – die Grenze zwischen Österreich und Italien. Ein Foto an den Grenzsteinen im Niemandsland darf natürlich nicht fehlen, bevor es weiter zur Hütte geht. Wir gönnen uns ein kühles Getränk und einen warmen Apfelstrudel, genießen beides bei einem traumhaften Ausblick. Heute spielt zum Glück auch das Wetter mit…wir können weit ins Pfitschtal blicken. 

Der Abstieg ist anspruchsvoll und nur von Juli bis September begehbar. Man hätte auch einen Shuttle-Service nutzen können, aber wir laufen. Der Weg ist schön, aber nicht einfach zu gehen. Immer wieder queren wir kleine Bäche, einmal legen wir eine Pause ein, um die Füße zu kühlen. Ein paar Sekunden reichen allerdings…das Wasser ist eisig, Nach vielen felsigen Kehren kommen wir in einen Nadelwald, es duftet wunderbar und das Laufen auf den herabgefallenen Nadeln ist für die Füße sehr entspannend. Entlang eines Wiesenwegs erreichen wir dann den Ort. 

Bis zu unserem Hotel sind es allerdings noch 4 Kilometer, laut Beschreibung können wir den Linienbus nehmen. Wie gestern winken wir aber auch heute diesem hinterher und entscheiden uns zu laufen. Die letzten hundert Meter ziehen sich zwar, aber es ist inzwischen okay.

Wir wohnen im Hotel Kranewitt in Kematen. Wellness-Bereiche dürfen in Italien wegen Corona leider noch nicht öffnen. Deshalb heute wieder keine Sauna. Stattdessen essen wir noch einen Apfelstrudel und lassen uns auf der Terrasse von der Sonne wärmen…ist auch ganz schön.

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