Zu Fuß zur Zugspitze: Garmisch – Reintalangerhütte

Über die Wanderung zur Zugspitze hatte ich per Zufall einen Artikel gelesen, der mich direkt angesprochen hatte. Ich wollte mehr erfahren, schaute mir noch einen Vlog an und fragte dann Christian, ob er auch Lust auf diese Wanderung hätte. Hatte er. Allerdings war schnell klar, dass wir es nur mit einer Zwischenübernachtung schaffen würden. Nachdem ich im letzten Jahr, die Möglichkeit mit Gepäck zu wandern noch gänzlich ausgeschlossen hatte, sollte ich in diesem Jahr diesen Schwur also brechen? Am liebsten hätte ich einen Gepäckträger engagiert, aber solche Angebote gibt es für die Zugspitze nicht. Allerdings erklärte Christian sich bereit, das Gepäck für beide zu tragen, wenn ich das Wasser tragen würde. Das Angebot nahm ich gerne an und kümmerte mich bereits im Vorfeld darum, dass der Rucksack möglichst leicht sein würde, was natürlich nur bedingt möglich ist, wenn man Betttuch, Schafsack und Kissen mitnehmen muss.

Als Route wählten wir den Weg der Erstbesteiger. Im Jahr 1820 brach Leutnant Joseph Naus mit seinem Gehilfen und einem Bergführer für einen Vermessungsauftrag auf, um als erster die Zugspitze zu besteigen. Er wählte damals den Weg durchs Reintal, ich denke für uns Rheinländer könnte es keinen schöneren Weg geben, obwohl die Schreibweise ein bisschen anders ist. Es ist der längste, dafür aber auch der einfachste Weg.

Auf das landschaftliche Highlight am Anfang, die Partnachklamm, müssen wir leider verzichten, weil der Ausgang der Klamm hinein ins Reintal wegen Hochwasserschäden gesperrt ist. Letztendlich müssen wir auf die Klamm jedoch nicht vollständig verzichten. Die Ausweichroute ist ein Höhenweg und erlaubt uns wieder und wieder tolle Einblicke von oben. Weiter zur Partachalm geht es steil bergauf, aber wir erreichen diese bereits nach einer guten Stunde. Hier hätte ich mir gerne ein erfrischendes Getränk gegönnt. Das geht jedoch nicht, da die Alm noch geschlossen hat. Entgegen unserem sonstigen Motto „Der frühe Vogel kann uns mal“ sind wir nämlich früh aufgebrochen, um ja nicht zu spät zur Hütte zu kommen, denn hier gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Nach fünf werden die Betten anderweitig vergeben.

Von der Partachalm folgen wir einem breiten Wanderweg, bevor es einen wirklich steilen Steig hinauf geht. Zur Mittagszeit erreichen wir die Bockhütte am Partachstrand und gönnen uns eine Brotzeit. Die Partach schimmert hellblau, schlängelt sich vorbei an schneeweißen Steinen und macht so dem Namen Partachstrand alle Ehre.

Direkt an der Partach geht es weiter durchs Reintal, ein abwechslungsreicher Weg mit einem tollen Panorama. Wir sehen steil aufragende Felswände, laufen vorbei an tosenden Wasserfällen und durch einen verwunschenen Märchenwald. Zwischendurch blockiert eine kleine Schafherde den Weg, wir laufen ein Stück hinter den Tieren her, bevor die uns doch passieren lassen…eine Wohltat für die Nase😉

Die Reintalangerhütte liegt direkt an der Partach – eine wunderbare Lage. Die Übernachtung ist eine Erfahrung. Privatsphäre gibt es eigentlich keine, was nach eineinhalb Jahren Social Distancing schon ein bisschen befremdlich ist. Aufs Internet müssen wir ebenfalls verzichten. Um 17.30 Uhr müssen wir uns fürs Abendessen um 18 Uhr einfinden. Zwischendurch gönnen wir uns für 3 Euro eine 3-Minuten-Warmdusche.

Es gibt ein 3-Gänge-Menü, was wirklich Respekt verdient, denn Lebensmittel können nur an 4 Tagen pro Saison per Hubschrauber eingeflogen werden. Was vergessen und mal eben zum Supermarkt geht definitiv nicht. Wasser kommt aus der Partach, das Abwasser wird über eine eigene Kläranlage geklärt, die festen Abfälle per Hubschrauber am Ende der Saison ausgeflogen. Den eigenen Abfall müssen die Gäste wieder mitnehmen, Mülleimer gibt es keine. Deshalb mussten wir auch die Einmalbettücher, die wir extra für die Nacht gekauft hatten, mit auf die Zugspitze schleppen.

Nach dem Essen spielen wir noch ein paar Runden Kniffel, bevor gegen neun allgemeine Aufbruchstimmung herrscht. Um halb zehn nehmen wir unseren Schlafplatz auf dem Matrazenlager ein und dann heißt es Licht aus. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so früh im Bett war. Mein Hüttenschlafsack, den ich wegen des geringen Gewichts gekauft hatte, war übrigens ein Reinfall, wir nutzen Christians Schlafsack als Decke, was bei einer Liegefläche von 60 Zentimeter pro Person ganz gut geht…die Hüttenübernachtung war eben eine Erfahrung 😉

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