Eigentlich sind wir der Meinung, dass die Welt zu groß ist, um Orte zweimal zu bereisen, aber nach unserer Silberhochzeit machen wir eine Ausnahme. Wie nach unserer Hochzeit im Jahr 1998 wollen wir noch einmal nach Portugal. Es geht also in die Flitterwochen 2.0.
Zwei Mal werden wir in Unterkünften wie vor 25 Jahren nächtigen, aber es steht auch viel Neues auf dem Programm. Wir starten mit einer mehrtägigen Wanderung.
In den letzten Jahren haben wir die Reiseart „Der Weg ist das Ziel“ kennen und schätzen gelernt. Nach der Alpenüberquerung, der Zugspitzbesteigung und der West Highland Way-Tour wollen wir dieses Mal den Fischerpfad erkunden.
Mit dem Flieger geht es aber erstmal nach Lissabon und von dort mit dem Fernbus nach Porto Covo. Das klappt erstaunlich gut, sodass wir schon am frühen Nachmittag ankommen. Wir bummeln ein bisschen durch den Ort, machen ein Nachmittagsschläfchen, weil um 1:45 Uhr die Nacht für uns zu Ende war. Das Appartementhotel Porto Covo ist okay, aber kein Geheimtipp, der zum Verweilen einlädt.



Der Fischerpfad in Portugal, auch bekannt als „Caminho dos Pescadores“ oder „Rota Vicentina – Fischerpfad“, ist ein Küstenwanderweg entlang der Südwestküste Portugals. Der Pfad erstreckt sich über etwa 120 Kilometer und führt von der Stadt Porto Covo bis zur Stadt Sagres.
Der Fischerpfad ist bekannt für seine atemberaubende Landschaft, die von steilen Klippen, goldenen Sandstränden, malerischen Buchten und unberührter Natur geprägt ist.
Die Wanderung entlang des Pfades bietet spektakuläre Ausblicke auf den Atlantischen Ozean und ermöglicht es Besuchern, die natürliche Schönheit der portugiesischen Küste zu entdecken. So steht es im Internet und wir können schon nach der ersten Etappe bestätigen, dass Chat GPT keine leere Versprechen macht.
1. Etappe: Porto Covo -Vilanova Milfontes
Die Karte des Fischerpfads auf dem Marktplatz kündigt für den heutigen Tag eine „schwere Tour“ an. Angeblich werden wir für 20 Kilometer 8 Stunden benötigen.



Mal geht es direkt am Atlantik vorbei. Mal oberhalb der Felsküste. Und immer mit einem atemberaubenden Blick. An zwei besonders schönen Plätzen machen wir Rast, tanken mit Wasser, Äpfeln und Nüssen neue Energie.





Untergekommen sind wir im Hotel Guarda Rios, ein wirklich schönes Hotel in Vila Nova de Milfontes.








2. Etappe: Vilanova Milfontes – Almograve
Nach einem leckeren Frühstück im Innenhof des Hotels müssen wir erstmal shoppen gehen. Das kennt ihr bestimmt auch: Ihr liegt am Tag vor der Abreise im Bett und überlegt, ob wirklich alles eingepackt ist. Mir ist eingefallen, dass wir Kappen vergessen haben, aber als um 1:45 Uhr der Wecker klingelte, waren diese Gedanken komplett weg. Nach der ersten Etappe ohne Kopfbedeckung hatte zumindest ich einen Sonnenbrand auf dem Scheitel. Zum Glück gibt es im Ort einen Laden, der irgendwie alles hat. Darunter auch Kappen und Hüte.


Dann beginnen wir die Wanderung mit einer Abkürzung. Statt über die ortsauswärts gelegene Brücke zu laufen, nehmen wir die Fähre, um den Fluss Mira zu queren. Okay es ist eher ein Böötchen, erfüllt aber seinen Zweck. Wir sparen drei Kilometer. Das macht die Wanderung heute fast zu einem Spaziergang. Bis zum nächsten Ort sind es nur 13 Kilometer.




Wie gestern laufen wir wieder entlang einer atemberaubenden Küste. Bizarre Felsformationen machen das Panorama einfach perfekt. Zwischendurch geht es immer mal wieder auf einer Art Dünenweg landeinwärts. Teilweise laufen wir auf schmalen Pfaden, müssen uns bücken, um tiefhängende Äste der mediteranen Macchie passieren zu können.






Zwischendurch immer mal wieder kleine Brücken, auf denen manchmal nur vier Leute gleichzeitig dürfen.


An einem wunderschönen Strand in der Nähe des Zielortes Almograve machen wir Mittagspause. Ich kühle meine Füße in den Wellen des Atlantiks und lasse die frische Brise über die sonnenverbrannte Haut streicheln, bevor wir die letzten Kilometer angehen.



Untergekommen sind wir im Almograve Beach Hostel. Der Name verspricht direkte Strandlage, aber die haben wir leider nicht, da der Ort landeinwärts liegt. Ansonsten ist es aber hier ganz nett.
Wie der Weg sind aber auch die Orte an der Strecke sehr ursprünglich, fürs Abendessen haben wir genau zwei Restaurants zur Auswahl. Nach einem einfachen, leckeren Essen, finden wir keine Bar mehr für einen Absacker… Als Wanderer gehört man einfach früh ins Bett.



3. Etappe: Von Almograve nach Zambujeira do Mar
Das Schöne an diesen mehrtägigen Wandertouren ist: Lange oder kurze Hose, mit oder ohne Jacke, ein oder zwei Liter Wasser – mehr Entscheidungen muss man eigentlich nicht treffen. Deshalb bekommt man herrlich schnell den Kopf frei – das traumhafte Panorama und das ständige Wellenrauschen des Atlantiks, unsere ständigen Begleiter, tun das Übrige. Der Alltag im Rheinland rückt schnell in den Hintergrund.







Über den Weg ist eigentlich alles schon gesagt: Wir starten wieder an einem traumhaften Strand, der wegen seiner Schönheit deutlich mehr Touristen verdient hätte, aber gerade deshalb ist er so schön. Dann geht es weiter durch die Dünen immer der Sonne entgegen.
Auf hohen Felsplateaus sehen wir häufig Storchennester. Die Kleinen sollten schon geschlüpft sein, aber für erste Flugversuche ist es noch zu früh. Die kann man ab August beobachten, bevor es dann im Winter auch für die jungen Vögel Richtung Afrika geht.








Mit knapp 22 Kilometern war es heute ohnehin schon eine weite Etappe, die wir unfreiwillig auf 25 Kilometer verlängert haben. Eine falsche Adresseingabe des Hotels in Google Maps sorgte dafür, dass es am Ende 25 Kilometer waren und die Füße am Ende ganz schön brannten.
Letztendlich haben wir das gebuchte Hotel Azul dann doch noch gefunden.
Im Vergleich zu den vorherigen Orten ist Zambujeira recht groß. Wir wählen das Restaurant mit den besten Google-Bewertungen und genießen nach dem wirklich langen Wandertag ausgiebig unser Dinner – vielleicht auch, weil man einfach scheut, wieder aufstehen zu müssen.


4. Etappe: Von Zambujeira do Mar nach Odeceixe
Inzwischen grüßt man sich, denn auf der Strecke, in den Hotels und abends beim Essen sieht man immer dieselben Gesichter. Wir vermuten, dass die Anzahl der Touristen durch die Unterkunftsmöglichkeiten in Almograve gedeckelt wird und das sind echt nicht viele. Wir schätzen, dass der Ort ungefähr eine Bettenkapazität für 50 bis 80 Menschen hat. Entsprechend leer ist es auf der Strecke, über weite Abschnitte sind da nur die Natur und wir.







Müsste ich sagen, welche Etappe am schönsten war, würde ich mich wahrscheinlich für die Strecke von Zambujeira nach Odeceixe entscheiden. Wie bei den anderen Etappen gibt es auch dieses Mal ein spektakuläres Panorama. Besonders gut gefallen hat mir heute der Weg, der sehr abwechslungsreich war und nicht durch allzu tiefen Sand führte. Leider mussten wir ungefähr in der Mitte von der ursprünglichen Route abweichen, weil an einer Stelle die Klippen abgebrochen waren. Das war schade, denn der Umweg war wenig reizvoll.
Heute mussten wir für einen Küstenweg einiges an Höhenmetern meistern. Laut meinem Handy waren es am Ende über 300 Meter. Die An- und Abstiege waren kurz, aber dafür umso heftiger.




Zum Strand von Odeceixe gab es leider keinen Abstieg. Wir genießen von der hohen Klippe noch einen letzten Blick und da wir den Ausblick mit zwei anderen Wanderer teilen mussten (was nicht oft vorkam) machten wir sogar ein Foto zu zweit.
Wir kommen mit dem amerikanischen Paar kurz ins Gespräch und können uns sogar ein Fernglas ausleihen, um ein Storchennest genauer zu inspizieren und siehe da: In einem werden drei kleine Federknäuels liebevoll umsorgt.



Dann geht es entlang eines Flusses in den 4 Kilometer entfernten Ort. Untergekommen sind wir im Bohemian Antique Guesthouse – eine etwas andere Unterkunft. Wir sind im „Maroccan Gipsy“ untergebracht, geschlafen wir heute im Hochbett.



Zum Abschluss der Wanderung gönnen wir uns ein 3-Gang-Menü. Als Vorspeise gibt es Entenmuscheln. Wie man sie isst, müssen wir uns vom Kellner erstmal erklären lassen. Das hat sich gelohnt, denn wir werden das Neugelernte sicherlich nochmal anwenden, solange wir hier sind.

Der Fischerpfad im Überblick
Länge: 77,2 Kilometer (inklusive Umwege wegen Steinschlag und Google Maps Panne)
Höhenmeter: 1.132 Meter gesamt
Warum eine Wanderung auf dem Fischerpfad empfehlenswert ist: Weil die Küste spektakulär und der Weg alles andere als überlaufen ist. Wandern in ursprünglicher Natur abseits des Massentourismus ist hier möglich.
Die Unterkünfte: Kleine, inhabergeführte Boutique-Hotels, die mit Rota Vicentina zusammenarbeiten. Rota Vincentina sind die Heizelmännchen im Hintergrund. Sie wurden nie gesehen, transportierten aber zuverlässig für kleines Geld das Gepäck zur nächsten Unterkunft.
Für wen nicht geeignet? Für Menschen, die keinen Sand zwischen den Zehen mögen. Letztendlich ist der Fischerpad eine Klippen- und Dünenwanderung. Mal ist es steinig, mal sandig und immer staubig. Zudem kann das Wandern im lockeren Sand anstrengend sein, aber für unseren Geschmack schlauchen Höhenmeter in den Bergen mehr.
Was hat gefehlt? Sandstulpen. Die haben wir bei vielen Mitwanderern gesehen – für einen kleinen oder keinen Sandkasten im Schuh. Sollte es eine Fortsetzung geben, würden wir uns welche besorgen.
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