Mit dem Fernbus geht es von Odeceixe nach Lissabon. Hier haben wir ein Airbnb direkt in der Alfama gebucht. Die Füße sind noch ein wenig müde. Deshalb lassen wir es heute langsam angehen, bummeln nur ein bisschen durch die engen Gassen der Altstadt, kaufen im Supermarkt etwas fürs Abendessen ein. Zum Essen gibt es dann sogar Fado Livegesang im Restaurant unter unserem Fenster. Ein Highlight, mit dem wir gar nicht gerechnet haben.
Heute haben wir eine Kajak-Tour zu einem „geheimen Strand“ gebucht. Als „geheim“ bezeichnet wahrscheinlich jeder Tourguide den Strand, zu dem er seine Ausflüge anbietet. Wir fahren ein Stück mit dem Auto nach Southbank, dürfen sogar die Spotify Playlist bearbeiten und weihen die Portugiesen und Amis in die Geheimnisse der kölschen Musik ein.
Nachdem wir die Kajaks aufgepumpt haben, starten wir in den Arrabida-Nationalpark, entdecken entlang der Küste Höhlen, können einmal sogar ein Felstor mit dem Boot passieren. Dann geht es zu besagtem Geheimstrand und wir haben das große Glück, von zwei Delfinen ein Stück begleitet zu werden. Das ist hier wohl eine Seltenheit, selbst die Guides waren total begeistert.
Am Strand gibt es ein Picknick und die Möglichkeit zu schnorcheln. Wir beschränken uns jedoch darauf, vom Boot in das kristallklare Wasser zu schauen, weil uns der Atlantik zum Schnorcheln ohne Neopren zu frisch ist.
Dann zieht Wind auf. Für den Rückweg sind also Armmuskeln gefragt und die eine oder andere Welle schwappt über das Bug ins Boot, aber wir meistern die Herausforderung mit Bravour.
Heute haben wir eine Fahrradtour über die 7 Hügel von Lissabon gebucht. Die wichtigste Erkenntnis des Tages: Eine Radtour durch New York City ist für Anfänger, Lissabon ist für Fortgeschrittene. Wir starten in der Nähe unseres Appartements, in der Alfama. Es gilt also direkt am Anfang, die großen Herausforderungen des Radfahrens in Lissabon zu meistern, sprich schmale, steil ansteigende Kopfsteinpflaster-Gassen mit Autos, Straßenbahnen und einer Menge Touris. Zum Glück haben wir die Tour mit E-Bikes gebucht. Mit normalen Rädern werden aber glaube ich gar keine Touren angeboten, was verständlich ist.
Mit Motorunterstützung kommen wir hoch hinauf, können herrliche Ausblicke über die Stadt genießen. Weiter geht es in den moderneren Teil der Stadt. Wir drehen eine große Runde um die Stadt, werden mit vielen, schönen Eindrücken belohnt.
Als 1974 der portugisische Diktator gestürzt wurde, stecken Frauen Nelken in die Gewehrläufe der Soldaten. Streetart erinnert an die sogenannte Nelkenrevolution.
Abends haben wir ein Essen inklusive Fado-Gesang in einer alten Kapelle gebucht. Wir bekommen eine Nachricht, dass die Kapelle um 20.30 Uhr öffnen würde. Es wäre jedoch empfehlenswert, erst um 21 Uhr zu kommen. Dann könne man noch in Ruhe essen, weil das Konzert erst um 22.30 Uhr starten würde. Letztendlich sind wir dann doch um kurz nach halb neun da und sind verwundert, dass die Kapelle schon komplett voll ist. Es sei eine Gruppe da, wird uns erklärt, während wir auf die ehemalige Orgelempore geführt werden. Diese haben wir ganz für uns alleine. Die Vorspeisen stehen auf dem Tisch, Wein wird serviert und schon geht es los mit dem Gesang. Irgendwie komisch, weil der sollte ja eigentlich erst um 22.30 Uhr starten, aber egal. Als Hauptgang wählen wir eine Bacalhau-Fischtorte. Worauf wir uns einlassen, haben wir bei der Bestellung nicht ganz verstanden, aber es war auf jeden Fall lecker. Eine Sängerin tritt auf mit einer wirklich tollen Stimme. Wir haben das Dessert gerade gegessen, als die Gruppe fast fluchtartig das Lokal verlässt. Es werden noch kurz pathetische Reden geschwungen. Eine Dame erklärt „My heart is sooo ful“. Spätestens jetzt wissen wir, dass es Amerikaner sind, deren Bus offenbar in 5 Minuten los muss, sodass alle den letzten Teil des Konzerts verpassen. Die Gastgeberin erklärt uns, dass sie deshalb früher angefangen hätten, aber es würde noch mehr kommen. Der restliche Teil des Konzerts ist also ein Privatkonzert nur für uns. So etwas bekommt man nicht alle Tage geboten.
Noch ein paar Worte über den Fado. Fado erzählt auf melancholische Art und Weise Geschichten aus der Nachbarschaft. Oft geht es um die Liebe, aber auch, wer mit wem im Viertel oder es wird auf soziale Missstände aufmerksam gemacht. Ein Sänger oder eine Sängerin wird von einer Gitarre und einer Balalaika begleitet. Wir kamen auch in den Genuss von Instrumentalstücken mit und ohne historischer Holz-Querflöte.
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