Norwegen: Trolltunga

Kennt ihr das Gefühl, im Auto zu sitzen und ihr wollt einfach nicht aussteigen, weil es ganz doll regnet. So ging es mir am Morgen der geplanten zweitägigen Wanderung zur Trolltunga. Am Abend zuvor hatten wir eine Mail bekommen, dass Regen erwartet wird. Ob wir für 50% stornieren wollen? Ne, denn da blieb ja noch die Hoffnung, dass es nicht so schlimm werden würde. Im Auto war dann klar: Es ist der erwartete Starkregen. Wir zucken schon, ob wir es lassen sollen, überlegen, ob wir irgendwie schieben können, aber letztendlich laufen wir dann doch los.

Die Trolltunga (was so viel wie Trollzunge heißt) zählt zu den beeindruckendsten Klippen in Norwegen. Sie liegt rund 1100 Meter über dem Meeresspiegel und etwa 700 Meter über dem Stausee Ringedalsvarnet-See. Sowohl der Fels als auch das Tal darunter wurden von einer Eiskappe geformt, die während einer Eiszeit den größten Teil Skandinaviens bedeckte. Auf- und Abstieg liegen bei 10 bis 12 Stunden – zu viel für uns. Deshalb buchen wir eine Tour mit Übernachtung im Zelt. Das hat auch den Vorteil, dass man ankommt, wenn die Masse schon wieder auf dem Weg ins Tal ist. Man sagte uns, dass man während der Hochsaison rund zweieinhalb Stunden für ein Foto anstehen muss…gut bei Starkregen wäre die Wartezeit sicherlich kürzer ohnehin kurz gewesen.

Wir sind zu neunt – eine gemischte Gruppe aus Amerikanern und Australiern. Der Australier kam gleich in Badeshorts – eine gute Wahl, denn spätestens nach einer Stunde war die beste Regenjacke durch. Der Aufstieg war ein Abenteuer, denn ihr habt keine Vorstellung davon, wie viel Wasser einen Berg hinunterlaufen kann. Selbst der Guide meinte, das hätte er noch nicht erlebt. Ich weiß nicht, über wie viele Bäche wir springen mussten…Gummistiefel wären definitiv von Vorteil gewesen

Als wir dann die Trolltunga erreichten, riss tatsächlich der Himmel auf. Allerdings war es sehr windig, sodass es schon ein bisschen Überwindung kostete, auf den Felsvorsprung zu gehen, aber es hat sich gelohnt.

fbt

Es geht noch ungefähr einen Kilometer weiter zum Camp, ein Traum wären noch trockene Sachen im Rucksack, aber wir machen dass Beste draus. Essen (Rentiergulasch mit Reis und Preiselbeeren) war hervorragend, sogar an das Petersiliensträußchen zur Deko war gedacht worden. Die vegetarische Alternative sah auch lecker aus. Wir genießen auf Fellen sitzend unser Dinner. Lagerfeuer ist ausgefallen, das hätte die Sprinkleranlage von oben gleich gelöscht. Im nahen See schwimmen will auch niemand, Bedarf am kühlen Nass ist für heute gedeckt. Also kriechen wir recht früh in die warmen, trockenen Schlafsäcke, lauschen noch ein bisschen dem prasselnden Regen, bevor wir einschlafen.

Am nächsten Morgen gab es Frühstück an den Schlafsack, beste Aussicht inklusive

Abstieg dann bei deutlich besserem Wetter. So erleben wir die Trolltunga auch bei lockerer Bewölkung.

Der Berg hat uns seine unterschiedlichen Gesichter gezeigt. Jedes davon hatte was – rückblickend sagen wir: Wir würden wieder aussteigen, auch bei Starkregen. Abends wärmen wir uns dann in einer Sauna auf. Das Tauchbecken ist der Fjord, den ich als solches sogar für eine bis zwei Sekunden nutze.

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