Die Welt ist zu groß, um Orte zweimal zu entdecken, lautet unsere Devise. Für neue Orte dürfen es manchmal auch ein paar Kilometer mehr sein. Dieses Mal sind wir um die halbe Welt gereist. Von Düsseldorf ging es über Paris nach Lima. Hier legten wir einen kurzen Übernachtungsstopp in einem Hostal am Flughafen ein, bevor es am nächsten Morgen über Iquitos in den Nordwesten, genauer gesagt in den Dschungel des Amazonasgebiets geht.
Was macht ein reicher, amerikanischer Spieleentwickler, der sein Unternehmen verkaufte, eine Menge Kohle hat und nach einem Jahr des Rumreisens Langeweile bekam? Vance Cook tat etwas Verrücktes. Sein neues Herzensprojekt sollte drei Voraussetzungen erfüllen: Es sollte ein Abenteuer sein. Es sollte für Humanität stehen. Es sollte Lebendigkeit zum Ausdruck bringen. Diese Voraussetzungen sah Vance im Bau einer Lodge mitten im Dschungel erfüllt. Die Lodge sollte keine Lodge sein, wie man sie kennt, sondern eine Treehouse Lodge. 12 Baumhäuser mit einem bequemen Bett und eigenem Bad sowie ein Dining–House für die Mahlzeiten.
Die Umsetzung erfolgte zusammen mit den Bewohnern des nahe gelegenen Dorfes. Die Zusammenarbeit besteht bis heute. Zum einen werden zusammen neue Baumhäuser gebaut. Zum anderen arbeiten die Dorfbewohner im Service.
Unser „Private Guide“ für die Tage in der Treehouse Lodge heißt Weninger. Er holt uns am Flughafen in Iquitos ab. Mit dem Auto geht es ungefähr eineinhalb Stunden nach Nauta, wo wir in ein Boot steigen, das uns in einer Stunde zur Lodge bringt.
Nach einer kleinen Stärkung schauen wir uns kurz unser Baumhaus an, das über zwei Hängebrücken erreichbar ist. Dann geht es gleich in Dschungel. Weninger und Hugo, der zweite Guide, sind mit Macheten ausgestattet, um das Dickicht an der einen oder anderen Stelle zu bändigen.
Die Umsetzung erfolgte zusammen mit den Bewohnern des nahe gelegenen Dorfes. Die Zusammenarbeit besteht bis heute. Zum einen werden zusammen neue Baumhäuser gebaut. Zum anderen arbeiten die Dorfbewohner im Service.
Unser „Private Guide“ für die Tage in der Treehouse Lodge heißt Weninger. Er holt uns am Flughafen in Iquitos ab. Mit dem Auto geht es ungefähr eineinhalb Stunden nach Nauta, wo wir in ein Boot steigen, das uns in einer Stunde zur Lodge bringt.
Nach einer kleinen Stärkung schauen wir uns kurz unser Baumhaus an, das über zwei Hängebrücken erreichbar ist. Dann geht es gleich in Dschungel. Weninger und Hugo, der zweite Guide, sind mit Macheten ausgestattet, um das Dickicht an der einen oder anderen Stelle zu bändigen.
Es gibt normalgroße Bäume, aber auch echte Giganten.
Weninger erklärt uns, wie die Schätze des Urwalds als Medizin genutzt werden. Termiten können beispielsweise als Brei angerührt vor Moskito-Stichen schützen. Wir probieren einen Saft, den Weninger aus abgeschabter Rinde presst. Mütter trinken ihn nach einer Entbindung zur Unterstützung des Heilungsprozesses. Das wird sogar von Ärzten empfohlen. Neben der Pflanzenwelt bekommen wir auch erste Eindrücke von der Tierwelt. Wir sehen rote Mocaos hoch oben in den Baumwipfeln sitzen und hören Affen brüllen. Weninger hätte uns die Affen gerne auch gezeigt, aber sie verstecken sich gut. Das Geschrei war jedoch sehr beeindruckend, mir war es fast ein bisschen unheimlich.
Zur Dämmerung gehen wir zurück zur Lodge, um ein vorzügliches Abendessen zu genießen. Das Essen war immer gute, lokale, schmackhafte Speisen, die kunstvoll auf den Tellern angerichtet wurden.
Nach dem Dinner ein bisschen chillen? Nein! Der Urwald ruft erneut. Die Insekten sind aus ihren Löchern gekrochen. Wir sehen Frösche, Spinnen, riesige Ameisen und anderes kleines Getier.
Das frühen Aufstehen hat sich definitiv gelohnt. Mit einem kleinen Boot geht es los und bald gleiten riesige Falken über uns hinweg. Gelbe Macaos kreisen über unseren Köpfen. Kingfisher (der größte Eisvogel) suchen nur Zentimeter über dem Wasser nach kleinen Fischen für den Nachwuchs. Das sind die Namen der wenigen Vögel, die ich mir merken konnte. Sowohl die Artenvielfalt als auch die Gefieder sind unglaublich bunt. Dazu die Geräusche des Dschungels. Es ist so anders hier und einfach unbeschreiblich schön.
Später sehen wir noch zig kleine Äffchen, die munter von Ast zu Ast springen und den sogenannten „Lazy Monkey“. Der faule Affe kann nur langsam. Die Gliedmaßen werden in Zeitlupe bewegt. Ich habe mich echt gefragt, wie lange er wohl gebraucht hat, um bis nach oben auf den Baum zu kommen, zumal der „Lazy Monkey“ eigentlich immer betrunken ist, weil er ausschließlich fermentierte Früchte frisst.
Wir biegen in kleine Seitenarme ein. Landschaftlich ist es hier noch schöner, Bäume und andere Pflanzen stehen im Wasser. Bei den Lillys, den größten Seerosen der Welt, frühstücken wir.
Wir drehen noch eine Runde auf dem Amazonas (bisher waren wir auf Nebenarmen unterwegs). Der Namensgeber ist ein wahrhaft gigantischer Fluss, ungefähr zwei- bis dreimal so breit wie der Rhein. Dann geht es zum Mittagessen zurück zur Lodge.
Nachmittags fahren wir erneut mit dem Boot. Nun wollen wir Delfine sehen. Dafür hätten wir eigentlich gar nicht aufs Boot steigen müssen. Direkt vorm Steg tauchen die Tiere elegant aus dem Wasser auf.
Dass es Delfine auch in Flüssen gibt, wusste ich bisher nicht. Zudem sind die Delfine hier einzigartig, denn es gibt graue und pinke Exemplare.
Der Legende nach verwandelte sich zu Karneval ein grauer Delfin einst in einen Menschen. Er trug einen Hut, um die charakteristische Delfin-Nase zu verbergen. Der graue Delfin verliebte sich in ein hübsches Mädchen und zog sie mit sich in die Tiefen des Amazonas. Das Mädchen verliebte sich ebenfalls und beschloss zu bleiben. Dafür nahm sie die Gestalt einer Delfinin an, die einer pinken Delfin-Lady.
Für alle, die nicht an Märchen glauben: Wahrscheinlich haben die Grauen einfach zu viele Shrimps gefuttert, aber diese Erklärung hat einfach weniger Charme.
Schon an diesem ersten Tag haben wir unglaublich viel gesehen und erlebt. Um viele Eindrücke reicher fallen wir müde früh ins Bett, denn für den kommenden Tag ist noch zeitigeres Aufstehen geplant. Wir wollen den Sonnenaufgang sehen.
Gegen vier werden wir vom Regen geweckt, der auf unser Baumhausdach trommelt.
Das wird wohl nix mit Sonnenaufgang denken wir uns, zumal es um fünf immer noch hörbar regnet. Dennoch stehen wir auf, legen die volle Regenmontur an.
Unser Guide fragt, ob wir los wollen, meint dann aber gleich, wir sollten, schließlich wären wir aufgestanden. Dann also ein morgendlicher Ausflug im Starkregen? Die erste Überraschung erlebten wir, als wir aus dem Wald zum Steg gingen. Was im Wald wie Plästern klang, war in Wahrheit nur leichter Nieselregen.
Kurz darauf dann die zweite Überraschung des noch so jungen Tages. Die Wolken verzogen sich und wir erlebten einen großartigen Sonnenaufgang mit Überraschung Nummer Drei: Im orange leuchtenden Wasser der aufgehenden Sonnen tummelten sich zahlreiche Delfine, sowohl, graue als auch pinke. Leider springen sie hier nicht so hoch wie im Ozean, weil sie so viel Nahrung haben, dass sie deutlich größer und schwerer sind, aber es war dennoch beeindruckend.
Wann habe ich vorm Frühstück schon mal so viel erlebt? Vielleicht werde ich doch noch ein früher Vogel …
Nach dem Frühstück machen wir eine Kayak-Tour. Mit der Tierwelt sind wir inzwischen vertraut. Guck da ist wieder ein Eisvogel, heißt es dann. Den soll es ja auch im Bergischen Land geben. Da haben wir ihn auf Wanderungen oder Kanutouren aber nie gesehen, dafür hier umso häufiger.
Nach dem Mittagessen und einer Mittagspause treffen wir uns mit Weninger und Hugo am Steg, um einen kurzen Stopp bei ausgewilderten Affen zu machen.
Weiter geht es zum nahe gelegenen Dorf. Die dort gewonnenen Eindrücke zu beschreiben, fällt mir schwer. Zu sehen, wie einfach die Menschen hier leben, ist für mich ein bisschen erschreckend. Auf den ersten Blick der Deutschen leben die Menschen hier in Armut, aber ist das tatsächlich so?
Je länger wir auf der „Hauptstraße“ entlangschlendern, desto klarer wird mir. Diese Menschen sind auf eine bestimmte Art auch reich. Reich an Entspanntheit und Zufriedenheit. Ein paar Männer spielen am Ortseingang Volleyball, die Jungs treffen sich zum Kicken auf dem Fußballplatz, Frauen tauschen vielleicht den neuesten Dorfklatsch aus und jede Menge Kinder. Die meisten rufen uns mit lachend Buenos Tardes zu. So viel Lebensfreude! Das ist hier ist kein vom Aussterben bedrohtes Dorf, weil die Jugend in die Städte abwandert. Sie alle scheinen sich wohl fühlen und aus Überzeugung zu bleiben. Es gibt ein Rathaus, eine Grundschule und die Highschool. Dem Lehrer begegnen wir auf der Hauptstraße, er war unschwer als solcher zu erkennen. Er unterrichtet nicht nur Spanisch, Mathe und Englisch, sondern vermittelt auch Kenntnisse im Ackerbau, weil diese gebraucht werden. Der Schulgarten ist ein echtes Vorzeigestück.
Natürlich gibt es auch ein paar Stände, wo Frauen Handarbeit verkaufen. Ich würde gerne jeder etwas abkaufen, aber dafür reichen unsere Gepäckkapazitäten nicht aus. Wir wählen einen Korb, der aus Fäden gewebt wurde, die aus Palmblätter gewonnen wurden. Gefärbt werden die Fäden mit Lebensmitteln, zum Beispiel mit Ingwer oder Chili.
In der Dämmerung fahren wir ein weiteres Mal raus, um nach Kaimanen Ausschau zu halten. Wir werden auch fündig. Außerdem sehen wir noch eine Palmratte und einige Frösche. Gesehen haben wir drei, vier, gehört haben wir tausende. Das Quakkonzert, das wir geboten bekamen, war vielstimmig einzigartig.
Ein letztes Abendessen im Dschungel, ein letzter Cocktail und eine letzte Wildlife-Überraschung. Im Baum vor der Lodge wurden Stachelschweine gesichtet.
Dann mussten wir die Koffer packen. Leider gab es eine Flugzeitenänderung von 15.50 Uhr auf 9.15 Uhr. Deshalb mussten wir schon um 5 los, um den Flieger zu erreichen.
Wir kommen wieder würde ich gerne sagen, aber es gibt ein großes Aber: Die weite Anreise!
Die Zeit in der Treehouse Lodge war einzigartig und wird uns unvergesslich in Erinnerung bleiben. Wir haben den Dschungel mit einem Hauch von Luxus erlebt, ohne auf das Abenteuer verzichten zu müssen. Der Service war erstklassig. Weninger und Hugo waren spitze. Sie scheinen besondere Augen zu haben. Egal, wie gut sich ein Tier getarnt hatte, sie entdeckten es.
Unnützes Wissen:
Wenn eine Schwalbe einem auf den Kopf (oder zum Glück auf den Rucksack) kackt, bringt das auch in Peru Glück.
Maiskörner können sich als Chilischoten tarnen und ahnungslosen Touristinnen Feuer spucken lassen.
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