Von Ho-Chi-Minh-Stadt geht es weiter von Can Tho. Untergekommen sind wir im Homestay Song Ngu, das direkt an einem Fluss liegt. Für den Nachmittag haben wir eine Radtour ins Umland geplant.
Zusammen mit Nhung geht es erstmal zum Fahrradverleih. Wir bekommen hochmoderne, kaum gefahrene Mountainbikes Größe 22 (vielleicht auch 24). Das wäre vielleicht mal ein Tipp für die Veranstalter hier. Europäer sind mindestens 20 cm größer. Wir arrangieren uns mit den Jugendfahrrädern und fahren zu einer Villa oder besser gesagt einem Privatpalast.

Der Besitzer hatte eine gute Geschäftsidee. Im Zaun verewigte er ein Bild seines früheren Hauses aus den 90ern. Lohnt es sich, die Geschäftsidee in den Koffer zu packen und nach Deutschland zu bringen? Nein, denn seine Geschäftsidee hätte in der Heimat wohl keinen Erfolg. Er erfand eine Creme für einen weißen Teint – bei Asiatinnen hochgeschätzt. Eine weiße Haut ist ein Zeichen für Reichtum. Frau kann es sich leisten, nicht in der Sonne zu arbeiten.


Wir setzen unseren Weg fort, kommen jedoch nicht weit.
Zum Glück durften wir uns bei einer netten Dame unterstellen. Der Schauer dauerte ca. eine Stunde. Dann ging es weiter. Immer wieder halten wir an, um Früchte am Wegesrand anzuschauen. Egal, wem wir begegnen, wir werden immer mit einem freundlichen „Hello“ begrüßt. Touristen sind hier selten. Manchmal frage ich mich, wer wen anguckt, wir die Gegend oder die Menschen uns.





Zum Abschluss probieren wir Früchte und trinken Kokosmilch bei der Schwägerin des reichen Mannes, der einen Großteil des Geldes übrigens gut in die Region anlegte. Er gab den Menschen gut bezahlte Arbeit oder baute Straßen.

Diese Brücke wird Affenbrücke genannt. Warum? Weil es betrunkene Menschen nicht mehr auf Füßen drüber schafften. Das Angebot, es mal zu probieren, lehnten wir dankend ab.

Nach dem Abendessen, das heute für mich in einer Ananas serviert wurde, gingen wir früh schlafen, da wir den Wecker auf 4.40 Uhr stellen mussten.


Noch im Dunklen und im Nebel ging es los zu den schwimmenden Märkten. Nach ca. einer halben Stunde erreichten wir den Großmarkt. Vom Kürbis bis zur Ananas werden hier unterschiedliche Waren angeboten. Es müssen mindestens fünf Kilo abgenommen werden. Für viele Farmer ist das Boot auch das Heim. Auf dem Fluss herrscht morgens um halb sechs ein reges Treiben, wir steuern den Markt auf dem Trockenen an.


Die Eindrücke von dort sind unbeschreiblich. Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst – hier gibt es einfach alles. Und zwar alles ungekühlt. Meine Frage nach der Kühlkette stößt auf Unverständnis. Es ist üblich, jeden Tag zum Markt zu gehen und selbstverständlich würden nur tagfrische Sachen verkauft. Warum kühlen?
Das alles frisch ist, lässt sich nicht bestreiten, viele Fische leben noch – und wagen manchmal auch einen Versuch, über die Straße zurück ins Wasser zu kommen. Die Vietanmesin, die uns begleitet, erklärt uns, dass nichts verschwendet wird. Es wird alles gegessen. Die Kerne von manchen Früchten werden beispielsweise gekocht, um sie essbar zu machen. Auch ausgenommene Mäusefleisch kann auf dem Markt erworben werden.






Wir bekommen ein erstes Frühstück, ein karamellisiertes Brot und kleine Happen Klebereis mit Banane. Dann gehen wir zurück aufs Boot, um ein zweites Frühstück zu genießen: Der vietnamesische Klassiker, eine Nudelsuppe.

Nach dem Frühstück geht es auf ein Ananasboot. Wir essen Ananas „Vietnamese Style“ mit Salz und Chili. Das Ananasboot ist Verkauf- und Hausboot. Wir dürfen auch noch einen Blick in die Wohnräume werfen. Da wird man sich des eigenen Luxus zu Hause schnell bewusst.




Weiter geht es zu einer Nudelfabrik. Wir bekommen Schritt für Schritt gezeigt, wie die Nudeln hergestellt werden, dürfen einzelne Arbeitsschritte sogar selbst probieren, natürlich nur, weil wir den Chef auf fließend Vietnamesisch begrüßen konnten. Das hatte uns unsere Reiseleiterin beigebracht, die Worte sich zu merken, war eine echte Herausforderung, aber ihn hat’s gefreut.






Zum Abschluss besuchen wir noch einen Obstgarten, bevor es über schmale Kanäle zurückgeht. Den Rest des Tages verbringen wir im Homestay, chillen ein bisschen, lassen es uns gut gehen.
Nach eineinhalb Jahren hat der Koch unseres Homestay sich seinen ersten freien Abend gegönnt. Dieser sei ihm gegönnt, aber wer würde uns etwas kochen? Cindy und Matthias, die Besitzer des Homestays, bieten an, mit allen Gästen in ein lokales Restaurant zu gehen. Wer möchte, kann sich anschließen. Das Angebot nehmen wir gerne an.
Cindy bestellt für uns Hotpots und verschiedene andere Gerichte – eine weitere kulinarische Erfahrung.


Viel gelernt haben wir zum vietnamesischen Biertrinken. Das Bier wird warm als Dosenpalette serviert. Zum Bezahlen wird gezählt, wie viele Dosen fehlen, leere Dosen werden einfach unter den Tisch geschmissen.
Um das Bier zu kühlen, werden Eisblöcke (ca. 10 x 3) im Eimer gereicht. Der Bierhumpen ist also nahezu ausgefüllt, man kann noch ein bisschen Bier drum herumgießen. Das zu erklären, fällt Matthias, einem Belgier, der vor vier Jahren nach Vietnam ausgewandert ist, sichtlich schwer, aber wir passen uns natürlich den lokalen Trinkgewohnheiten an. Deshalb trinke ich auch mit Strohhalm, wie Frau es hier macht.
Außerdem lernen wir, dass man in Vietnam niemals alleine trinkt. Wenn einer sein Glas erhebt, stoßen die anderen mit ihm an. Der älteste hält sein Glas oben, die anderen reihen sich dem Alter nach nach unten ein. So zeigt man den Älteren Respekt, denn in Vietnam wird man nicht alt, sondern weise. Dass man nach dem Anstoßen nicht unbedingt trinken muss, sondern das Glas auch abstellen darf, bekommen wir erst am Ende des Abends erklärt.


Zurück im Homestay lädt Matthias noch zu einer Reisweinprobe ein. Eigentlich ist es Reisschnaps mit rund 40% Alkohol, der Name Reiswein beruht auf einer falschen Übersetzung.
Die Basis, also neutralen Reisschnaps, beziehen Cindy und Matthias von einer traditionellen Destillerie, einer Moonshine-Destillerie in vierter Generation. Die erste Generation durfte nur bei Mondschein brennen, da dies unter der Besetzung der Franzosen verboten war.
Während des Vietnamkriegs kreiste an so manchem Abend die Reisschnapsflasche, um aufs Überleben zu trinken. Der Schnaps wurde als Tränen für die Familien bezeichnet, weil viele der Soldaten beim Trinken emotional wurden. Cindy und Matthias ließen sich von den Tränen der Vergangenheit inspirieren und bauen sich nach und nach ihr Label „Homeland Tears“ auf – Reisschnaps von hoher Qualität, dem sie in ungefähr sechs Monaten eine Kräuter- oder Fruchtnote verleihen. Es bleibt nicht bei den 7 Kostproben. Matthias zaubert wieder und wieder eine neue Geschmacksrichtung herbei. Das „Flaschenleertrinken“ überlassen wir dann aber endgültig den jungen Leuten, weil wir am nächsten Morgen zu den frühen Vögeln gehören wollen.






Wir hatten bereits am Nachmittag Nhung angefunkt, die mit uns die Radtour unternommen hatte. Wir hatten sie gefragt, ob sie eine Idee hätte, was wir vor unserem Abflug nach Da Nang noch machen könnten.

Sie schlug uns einen Ausflug in das Naturschutzgebiet Lung Ngoc Hoang vor. Am nächsten Morgen ging es um sieben los. Erwartet hat uns großartige Natur, eine Oase der Ruhe. Außer uns war kein anderer Tourist zu sehen. Die meisten kommen nach Can Tho, um die schwimmenden Märkte zu besuchen, bleiben nur eine Nacht. Eine zweite Nacht lohnt sich, um ins Naturschutzgebiet zu fahren. Wir sehen viele Störche ganz aus der Nähe, Eisvögel, Wachteln und andere Vögel deren Namen ich nicht kenne.








Am Ende der Bootstour machen wir ein Picknick. Nhung hat Obst eingepackt. Nach der kleinen Stärkung erklimmen wir einen Aussichtsturm. Von oben haben wir einen guten Blick auf die angrenzenden Reisfelder. Dann geht es zurück ins Homestay und von da aus zum Flughafen.


Kleiner Funfact: Ich habe eine Geschäftsidee: Lecker ohne Klecker für Nudelsuppe, die mit Löffel und Stäbchen serviert wird. Ich habe es noch nicht geschafft, ohne zu kleckern zu essen. Langsam gehen die sauberen T-Shirts aus😂
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