Sa Pa

Sa Pa Nach so viel Stadt und Trubel wird es Zeit für ein paar entspannte Tage zur Entschleunigung auf dem Land. Ein Bus bringt und ins nördliche Sapa.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich schon schlechter gereist bin. Der Bus hat keine Sitze, sondern für jeden eine Schlafkabine. Kissen und Decken sind vorhanden, ein Vorhang spendet Privatsphäre. Aber: Schuhe aus und kein Essen im Bus. Das Lunchpaket, das wir im Hotel bekommen haben, muss mit den Koffern im Gepäckfach verstaut werden und wird erst nach der Anfahrt an einer Raststätte wieder herausgegeben.

In Sapa treffen wir May, sie wird uns die nächsten drei Tage begleiten. Ich habe es schon mehrfach erwähnt: Essen ist in Vietnam sehr wichtig. Deshalb führt der erste Weg mal wieder in ein Restaurant und wir Essen vorzüglich. Es gibt fünf oder sechs kleine Gerichte, die wir teilen können. Dazu wie meistens hier Reis. Auf dem Weg zum Hotel sind zwei Stops eingeplant. Zunächst führen uns ein paar hundert Stufen zum Silver Wasserfall.

Dann geht es weiter zum Love Wasserfall.

Der Weg führt entlang des Golden Rivers, der seinen Namen aufgrund der goldenen Farbe wirklich verdient hat.

Das Pärchen-shooting scheint bei den geführten Touren immer dabei zu sein – sehr zur Freude von Christian.

Die Temperaturen sind hier im Norden für Wanderungen genau richtig. Statt der 35 bis 40 Grad in den Städten zeigt das Thermometer hier lediglich 25° an, dazu weht ein frisches Lüftchen. Allerdings ist auch hier die Luftfeuchtigkeit hoch. Nach einem wirklich schönen Spaziergang geht es weiter zu unserem Hotel.

Wir beziehen eine kleine kleine Gartenlodge mit Blick auf die Berge und einige Reisfelder.

Heute unternehmen wir eine ca. 10 km lange Wanderung durch die Reisfelder. Die Landschaft ist wirklich etwas ganz Besonderes.

Hier im Norden Vietnams gibt es wie bei uns vier Jahreszeiten, jetzt ist also Frühling, der Reis wird ausgesät. Nach der Ernte wächst auf den Reisterrassen Gras, das vor dem Säen entfernt werden muss – alles per Hand. Die für die Aussaat präparierten Terrassen sehen so aus.

Einige Farmer haben früh eingesät, so dass wir schon das helle Grün der jungen Reispflanzen sehen können.

Letztendlich ist das Wachstum des Reis mit unserem Getreideanbau zu vergleichen. Zur Ernte im Herbst werden die Reispflanzen ebenfalls eine goldgelbe Farbe angenommen haben. Später lassen wir die Reisfelder hinter uns und laufen durch verschiedene Dörfer.

Hier wohnen Minderheiten, die alle ihre eigene Sprache haben. Im früheren Zeiten war eine Verständigung schwierig. Die Regierung legte deshalb irgendwann fest, dass die Kinder in der Schule vietnamesisch lernen müssen, um eine gemeinsame Sprache zu haben.

Eltern sollen oder müssen eigentlich ihre Kinder zur Schule schicken, aber manche Familien wohnen so weit entfernt, dass der Weg zur Schule einfach zu weit ist. Allerdings haben die Kinder auch die Möglichkeit, im Dorfzentrum eine Art Internat zu besuchen.

Es ist üblich, dass drei Generationen unter einem Dach leben. Es gibt jedoch keine Regel, wer nach einer Hochzeit zu wem zieht. In den meisten Fällen zieht die Frau zum Mann, aber es gibt auch den umgekehrten Fall.

Einige Familien öffnen ihre Häuser, damit die Touristen einen Blick hineinwerfen können. Es gibt in der Regel keine Fenster, es ist dunkel und für uns kaum vorstellbar, dass auf einer relativ kleinen Fläche 10 oder mehr Personen leben. Wenn Blätter neben der Eingangstür hängen, heißt das, dass die Türe zu bleiben soll – sowohl für Touristen als auch für andere Menschen aus dem Dorf. Die Blätter symbolisieren, dass gerade ein Baby geboren wurde. Die junge Familie soll drei bis fünf Tage für sich haben. May weiß, dass hier Zwillinge geboren wurden.

Bei einer Familie essen wir zu Mittag, wie üblich werden viele verschiedene leckere Gerichte aufgetischt. Es ist immer mehr als genug da.

Trinkgeld loszuwerden, fällt hier schwer. Wir wollen uns mit ein paar zusätzlichen Dong für die Gastfreundschaft bedanken, aber wir bekommen deutlich zu spüren, dass es absolut nicht nötig wäre.

Gegen 15 Uhr sind wir zurück in unserem Homestay und genießen noch ein bisschen die Sonne am Pool.

May hat für heute ist einen „Hard Way“ angekündigt. Wir nehmen diesen Hinweis am Vortag nicht ganz so ernst, weil die Messlatte für Touristenkomfort hier sehr hoch liegt. Am Morgen empfängt uns May deshalb auch mit einer Freundin, die uns beim angekündigten rutschigen und steinigen Weg helfen möchte. Christian fragt sich, ob das zarte Persönchen wirklich stützen kann. Sie kann es definitiv, allerdings nur mich, Männer benötigen offenbar keine Hilfe. Ich bin sehr dankbar, wenn sie mir bei steilen, rutschigen Streckenabschnitten die helfende Hand reicht. Wir starten moderat.

Es geht auf einer Art Straße durch die Dörfer, bevor wir auf einen Büffelpfad abbiegen, der uns hinauf zum Tiger Mountain führt. Der Legende nach soll der Berg die Form eines Tigerkopfes haben, eine Höhle soll wie das Maul aussehen. Es wird erzählt, das in früheren Zeiten tatsächlich Tiger in den Wäldern gelebt haben, aber man versichert uns, dass dies heute nicht mehr der Fall ist. Der Weg ist wirklich hart. Ich glaube, ich bin noch nie einen steileren Weg gelaufen.

Oben ist die Sicht leider ein bisschen schlecht. Es gibt Dunst und Nebel. Dennoch laufen wir bis zum Gipfel und und zwischendurch reißen die Wolken auf und gewähren einen Blick ins Tal.

Einen Aufstieg in Ruhe können wir nicht genießen, denn wir werden begleitet vom Vogelgezwitscher, was hier allerdings anders als bei uns klingt. Man mag gar nicht meinen, dass nur ein Vogel in der Größe einer Libelle solchen Lärm machen kann. May erzählt uns, dass die Einheimischen sich manchmal Ohropax in die Ohren stecken, um Ruhe zu haben.

Auf dem Gipfel machen wir ein Picknick, May hat für uns Obst eingepackt.

Oben angekommen

Wir dachten, das wäre das Mittagessen für heute, aber da haben wir uns geirrt. Selbstverständlich gibt es noch ein richtiges Mittagessen, auf dem offenen Feuer gekocht, wie gestern bei einer Familie. Wir essen wieder vorzüglich, bevor es weiter ins Tal geht.

Nach Ankunft im Hotel ist nach rund 1600 Höhenmetern und 15 Kilometern chillen in unserem Gartenhäuschen angesagt. Der Bus zurück nach Hanoi fährt am nächsten Tag erst um 16 Uhr. Nach dem Frühstück entspannen wir am Pool mit einer schönen Aussicht auf die Berge.

Ein kleines Abenteuer gab es dann doch noch. Vor unserer Zimmertür kämpft eine Schlange mit einem Gekko. Mit freundlicher Unterstützung des Hotelpersonals gewinnt der Gekko 🙂

Nach einem leckeren Essen bringt ein Fahrer uns zur Bushaltestelle, aber hier wartet eine böse Überraschung. Der Busgesellschaft ist ein Fehler unterlaufen, wir haben keinen Platz. Die Busbegleiterin diskutiert lautstark mit unserer Reiseagentur. Blöd, dass wir nach zwei Wochen immer noch kein Vietnamesisch sprechen und die Englischkenntnisse der Menschen hier rudimentär sind, aber man macht uns deutlich: Steigt aus! Da stehen wir nun mit dem Beutel für unsere Schuhe in der Hand vorm Bus, sehen zu, wie unser Gepäck wieder ausgeladen wird. Großes Chaos, ich dachte schon, ich müsste noch einen Artikel „Gestrandet in Sa Pa“ schreiben, aber unsere Ansprechpartnerin bei der örtlichen Agentur findet eine Lösung. Jetzt sitzen wir im Auto nach Hanoi – mit schlechter Musik, aber unsere Reise kann wie geplant weitergehen.

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