Zu Fuß über die Alpen Tag 5 Hochfügen Mayrhofen

Meine erste leidvolle Erfahrung mit Höhenmetern machte ich mit 16 – auf einer Fahrradtour entlang der Mosel. Nach 70 Kilometer mit dem Citybike (hieß das damals schon so?) kamen meine Freundin und ich sehr verschwitzt in Cochem an und witzelten noch: Wollen wir noch die Burg besichtigen? Nein, wollten wir natürlich nicht. Stattdessen fragten wir nach dem Weg zur Jugendherberge und bekamen diese Antwort: Seht ihr die Burg da oben? Nur ein kurzes Stück dahinter.

Im Gegensatz zu damals wusste ich heute, was mich erwartet: 900 Höhenmeter und die hatten es in sich. Wir starten bei leichtem Regen, aber der Regenradar verspricht Besserung. Vorbei am größten Almdorf der Alpen geht es stetig nach oben – den Bergkamm immer vor Augen. Ob wir wirklich da oben hin müssen, fragen wir uns. Ja, wir müssen…zunächst auf einem breiten Schotterweg, später auf einem steilen Steig. 

Oben angekommen wären wir bestimmt mit einer tollen Aussicht belohnt worden, aber Fernsicht ist heute nicht. Die Felsen mit Gletscherschliffen aus der letzten Eiszeit vor rund 20.000 Jahren entdecken wir deshalb nicht. Dafür haben wir schon einiges an Höhe geschafft, bis zum Rastkogel, wo wir tatsächlich eine Rast planen, geht es nur noch leicht bergauf und bergab.

Auf der Hütten stärken wir uns mit Kaiserschmarrn und Flädlesuppe (heißt hier in Österreich aber anders) und gönnen uns einen naturtrüben Radler mit viel Stammwürze wie Christian bemerkt. Mir ist das herzlich egal, ich finds einfach nur lecker und bin auch ein bisschen stolz, dass wir den anstrengenden Weg so gut gemeistert haben und sogar einige Wanderer überholt haben. Dann setzen sich zwei Jungs an unseren Tisch, man kommt ins Gespräch. Wo seid ihr gestartet? Und ihr? Das übliche unter Wanderern halt. Wir erfahren, dass sie auch die Alpen überqueren – allerdings ohne die Hilfe des öffentlichen Nahverkehrs. Im Gegensatz zu uns sind sie von Gmund durchgelaufen und sogar einen Tag später gestartet. Die Tagesstrecken lagen zwischen 28 und 32 Kilometern…das wäre dann doch ein bisschen viel für mich.

Nach der kleinen Stärkung geht es weiter… und wie. Wir werden nicht geschont, der Steig führt steil bergauf. Es ist neblig, zwischendurch graupelt es sogar. Natürlich wäre ich lieber bei Sonnenschein gewandert, aber irgendwie hat auch das schlechte Wetter was. Die Felsen im Grün der Wiese wirken fast schon mystisch. Dieses mal sehen wir auch die Tümpel am Joch – ebenfalls Relikte der letzten Eiszeit. Zum ersten Mal sehe ich auch eine Stempel-Station für mein tolles Alpenüberquerer-Beweisheft, was ich natürlich nutzen muss. 😉

Laut Beschreibung sollen wir in Melchboden den Bus ins Tal nehmen und von dort die Zillertalbahn nach Mayrhofen. Dem Bus winken wir hinterher und trinken noch einen Kaffee auf der Alm, um die 40-minütige Wartezeit zu verkürzen.

Die Busfahrt dauert dann noch ein bisschen länger, weil eine Kuh auf der Straße steht und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Sie stand wirklich mittig auf der Straße und guckte durch die Windschutzscheibe. Auge in Auge mit dem Fahrer, der letztendlich gewonnen hat, indem er laut hupte.

Untergekommen sind wir im Wohlfühlhotel Roland in Mayrhofen. Wohlfühlen geht leider nicht nach unserer neuen Tradition, weil die Sauna kaputt ist. Heute muss es dann wohl ohne gehen, aber dafür ist das Zimmer das schönste bis jetzt. Fürs Abendessen müssen wir gleich in ein anderes Hotel, haben uns aber für das Shuttle entschieden, um die Füße zu schonen.

P.S. Hatte erst gerade das Toiletten-Erlebnis hier im Hotel: Beheizbare Klobrille, Beleuchtung, Dusche, Fön…alles da.

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