Der Blick aus dem Fenster heute morgen lässt Freude aufkommen. Stahlblauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Ein Blick aufs Handy gibt uns jedoch einen kleinen Dämpfer, denn es sind lediglich 7 Grad. Sieben Grad. Im August. In Italien!
Da muss ich wohl nochmal in den Tiefen meines Koffers wühlen, um das warme Merino-Shirt auszugraben, das ich mir eigentlich für den Winterurlaub in Kanada gekauft habe. In diesem Sommerurlaub trage ich es bereits zum dritten Mal, aber egal: Hauptsache warm.
Nach einem ausgiebigen Frühstück rollen wir durch das Höhlensteintal vorbei am Toblacher See und über den Cimabanche Pass nach Cortina d‘Ampezzo. Landschaftlich hat insbesondere der Pass einiges zu bieten. Die Felsformation der Drei Zinnen, das Wahrzeichen der Region, begleitet uns ein gutes Stück des Weges.










Man merkt allerdings, dass diese Region und auch die Route bei Touristen sehr beliebt ist, sprich: Es ist deutlich voller. Heute überhole ich sogar (Möchtegern)Mountainbiker mit Motorunterstützung. Vielleicht liegt es an deren Gewicht, das nicht ausschließlich in den Satteltaschen sitzt. Vielleicht aber auch daran, dass an Tag 5 meine Kondition besser wird.
Im bekannten Dolomitenort Cortina d‘Ampezzo hatten wir eigentlich eine Rast geplant, aber der Ort war hoffnungslos überlaufen. Touristen- und Automassen quälen sich durch das Städtchen, die Polizia regelt trillerpfeiffend den Übergang am Zebrastreifen. Das ist nichts für uns, wir radeln weiter in den nächsten deutlich ruhigeren Ort und gönnen uns einen Eiscafé.



Weiter geht es meist bergab und auch wieder meist allein über eine ehemalige Eisenbahnstrecke immer noch begleitet von einer traumhaften Bergkulisse. Ehemalige Bahnhofhäuschen laden zum Verweilen ein. Wir gönnen uns am Zielort Pieve einen Apfelkuchen und einen Cappuccino.



Untergekommen sind wir heute Giallo Spices of the Dolomites in Pieve di Cadore. Das Hotel thront in einer Traumlage über dem Städtchen und einem See. Zimmernummern gibt es hier nicht, stattdessen wurden die Zimmer nach Kräutern der Dolomiten benannt. Wir wohnen im Gämswurz, welches Freude, Bewusstsein und Gelassenheit schenken soll. Nach mediterraner Tradition soll Gämswurz oder Doronico auf Italienisch sowohl im Krieg als auch bei der Jagd Kraft, Vitalität und den sicheren Sieg bringen.
Es waren heute wieder rund 60 Kilometer, 622 Meter ging es bergauf, 958 Meter hinab. Landschaftlich hat uns die Etappe heute am besten gefallen. Wir sind gespannt, was uns auf dem weiteren Weg Richtung Süden noch erwartet.





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