Bei einem Urlaub im Land der Anden darf natürlich ein Wandererlebnis nicht fehlen. Dafür reisen wir in den Süden, genauer gesagt zum südlichsten Zipfel Perus, nach Arequipa.
Arequipa ist die drittgrößte Stadt Perus. Sie wird auch die „Weiße Stadt“ genannt. Der Name geht auf die Spaniern zurück, die Arequipa 1540 eroberten. Für die Menschen hier waren es die „Weißen“. Mit der Zeit fand jedoch ein Mix der Kulturen statt, sodass Arequipa eigentlich keine Stadt der Weißen mehr war. Damit Arequipa den Beinamen weiter verdiente, beschloss man, weiße Häuser zu bauen, die bis heute das Stadtbild prägen.

Wir sind in den Süden gereist, weil wir im nahen Colca Valley in den Colca Canyon wandern wollen. Wegen der Höhenkrankheit haben wir uns für diese Art zu wandern entschieden. Statt hinauf geht es für uns erstmal hinab. Startpunkt liegt bei 3.800 Meter. Deshalb wird vor Beginn der Tour eine Akklimatisierung empfohlen. Wir verbringen also einen Tag in Arequipa.
Wirklich erwartet haben wir nichts und wurden positiv überrascht. Als Thema für eine Stadtführung haben wir uns peruanisches Essen ausgesucht, weil Essen immer gut ist 🙂 Wir starten auf dem lokalen Markt, der einst ein Bahnhof war und probieren verschiedene Früchte. Die Auswahl ist hier riesig, von den meisten Früchten kennen wir weder den Namen noch wüssten wir, wie man sie isst. Da ist es gut, einen Guide dabei zu haben.


Vom Markt geht es weiter zu einem Restaurant in der ehemaligen Jesuitenschule, wo wir Alpaka und das Nationalgericht Meerschweinchen serviert bekommen. Drei weitere Essenstopps folgen. Einmal gibt es sozusagen die Stadt als Essen: Scharfe Paprika wie die drei Vulkane am Stadtrand in geschmolzenem Käse, der den Sanftmut der Einheimischen widerspiegeln soll. Als i-Tüpfelchen werden noch Kräuter als Sinnbild für den feurigen Vulkan angezündet.

Das nächste Lokal steht für die traditionelle Zubereitung der Speisen, aber erstmal gibt es Shots und Cocktails auf der Dach-Terrasse. Erst dann widmen wir uns den Speisen. Auf einem Stein wird eine Art Paste zubereitet. Den Umgang mit dem Stein musste früher wohl jede Frau beherrschen. Die alten Peruanerinnen prüften so, ob ein Mädchen als zukünftige Schwiegertochter geeignet wäre. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Test bestanden hätte.

Inzwischen sind wir pappsatt, aber ein Eis geht ja immer. Deshalb gibt es zum Nachtisch das hier typische Vanille-Eis mit Zimt.
Zwischen den kulinarischen Stopps erfahren wir mehr über die Geschichte der Stadt, lernen Kirchen und Klöster kennen. Erwähnen möchte ich eine kleine Anekdote zur Franziskus-Kirche. Der Platz vor der Kirche ist bei jungen Menschen sehr beliebt, hier wird gerne mal una Cerveza, ein Bierchen, getrunken. Einige dachten sich des Öfteren, dass Franziskus, als Statue Wächter der Kirche und des Platzes, ebenfalls Durst haben müsste und so drückte man ihm nicht selten einen Bierbecher in die Hand. Die Statue wurden deshalb entfernt und nebenan hinter einem Zaun aufgestellt.
Wir gehen an diesem Abend früh zu Bett, da wir bereits um drei Uhr in der Früh abgeholt werden. Mit einem Kleinbus geht es Richtung Colca Valley. Die Fahrt dauert ungefähr drei Stunden. Wir halten einmal an, um zu frühstücken und einmal um fliegende Kondore zu beobachten. Für die Indios galt der Kondor mit einer Flügelspannweite von bis zu drei Metern als Bote der Götter. Heute ist der majestätische Vogel vom Aussterben bedroht. Wir sehen mindestens 20 durch die Schlucht gleiten – ein beeindruckendes Schauspiel.

Noch ein paar Minuten im Bus, dann beginnen wir mit der Wanderung. Carlos, unser Guide, vergräbt drei Koka-Blätter für eine gute Tour, drei Koka- Blätter für die drei Ebenen, die Kondore stehen für die obere Ebene, die Alpakas für die mittlere und die Schlangen für die untere Ebene. Die drei Kokablätter werden geküsst und dann vergraben. Zum Frühstück gabs für mich auch zum ersten Mal Koka-Tee, soll gegen die Höhenkrankheit helfen.

Carlos ist ein Andino, ein Junge der Anden, er kennt sich perfekt aus mit traditionellen Bräuchen. Wir lernen natürliches Jod kennen, das er aus Blättern presst oder Insekten, deren Blut als Farbstoff für Kosmetika oder Gesichtsbemalung genutzt wird. Außerdem träufelt er uns einen Pflanzenextrakt auf die Hände, vergleichbar mit Riechsalz, der Geruch soll erfrischen. Das habe ich irgendwann auch bitter nötig, denn die Wanderung ist anstrengender als gedacht. Es geht zwar „nur“ runter, aber die sechs Kilometer und gut 1000 Höhenmeter auf dem felsigen Weg haben es bei 35 Grad in sich.






Ich bin wirklich froh, als wir die Posada, unsere Unterkunft für die Nacht, erreichen. Eine junge Schweizerin kommt nach uns an. Sie beschließt, nicht mehr weiter zu laufen. Für 200 Dollar kann man sich tatsächlich ein motorisiertes Taxi zurück in die Zivilisation bestellen. Ich denke kurz darüber nach, entscheide mich dann jedoch zum Glück dagegen, denn der nächste Tag soll wunderschön werden.

Wir verbringen den Abend in netter Gesellschaft, zu unserer Gruppe gehören noch Lucia aus der Schweiz und Thomas aus Belgien. Außerdem lernen wir Fabian aus Köln kennen. Die Kölsche sin halt üverall zu Hus.
Nach dem Frühstück um sieben wandern wir sieben Kilometer durch die Schlucht. Carlos erklärt ein paar Besonderheiten, zum Beispiel, dass bereits vor hunderten von Jahren Steinterrassen zum Schutz vor Lawinen gebaut wurden – hier nicht gegen Schnee-, sondern gegen Schlammlawinen während der Regenzeit. In den wirklich sehr kleinen Dörfern gibt es mehr oder weniger alles, was man braucht. Den Marktplatz zum Austausch des neuesten Dorfklatsches, ein Mini-Krankenhaus und eine Schule, zu ihr laufen einige Schüler eine Stunde.
Das Panorama dieser Wanderung ist einzigartig und lässt sich in Worten kaum beschreiben. Deshalb lasse ich ein paar Bilder sprechen.












Wer findet das Stück Heimat?
Ziel ist heute die Pousada Palmeras, eine echte Oase in der Schlucht.
Wir drehen eine Runde im Pool, chillen im Garten, schlürfen Cocktails, zocken Karten mit den Bekanntschaften von gestern, wir lassen es uns gut gehen.




Nach dem Abendessen gehen wir früh zu Bett, denn wir wollen die 1200 Höhenmeter auf 6 Kilometern im Schatten zurücklegen. Das heißt: Wir starten mit einer Nachwanderung gegen 4 Uhr. Es ist stockfinster, nur die Millionen Sterne, die hier sichtbar sind, funkeln am Himmel – eine ganz besondere Atmosphäre. Bis zum Sonnenaufgang gegen 5:30 Uhr leuchten wir den Weg mit Taschenlampen aus, um kurz nach sieben haben wir die Höhe erreicht – in der Morgenfrische fielen die Höhenmeter im Vergleich zum Abstieg erstaunlich leicht.




Erneut bin ich froh, mich nicht fürs Taxi entschieden zu haben. Hier wäre es eines auf vier Beinen gewesen.


Über eine Ebene laufen wir weiter zum Dorf, wo wir Frühstück bekommen. Hier verabschieden wir uns von Carlos, er übernimmt die nächste Wandergruppe. Wir steigen in den Bus zurück nach Arequipa. Unterwegs halten wir noch ein paarmal an. Wir entspannen die strapazierten Muskeln in heißen Quellen, was wirklich sehr angenehm ist.
Für uns geht es auch zum ersten Mal über 5000 Meter, von hier genießen wir einen Ausblick auf drei Vulkane.
Auf der Weiterfahrt durch einen Nationalpark sehen wir viele Lamas und Alpakas.
Gegen 17 Uhr sind wir zurück in Arequipa, wir essen noch und gehen früh zu Bett. Das Taxi ist für 5:30 Uhr bestellt, denn morgen geht es weiter nach Cuzco.













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