County Clare und Galway

Über den Fluss Shannon geht es mit der Fähre in den County Clare. Wir beziehen in der Nähe der Klippen von Moher ein Zimmer mit Meerblick. Die Sessel am Fenster laden ein, die Wildheit des Atlantiks mit einem guten Buch zu genießen, vor allem weil das Wetter unberechenbar ist. Gerade noch scheint die Sonne, fünf Minuten später schüttet es wie aus Eimern.

Das Wetter ist am nächsten Tag nicht besser, aber zu den Klippen müssen wir natürlich, auch um den Vergleich zu den Kerry Klippen anzustellen. Wir hoffen auf ein regenfreies Fenster und haben tatsächlich Glück.

Die Klippen von Moher an der Westküste Irlands zählen zu den eindrucksvollsten Naturwundern Europas. Bis zu 214 Meter ragen die steilen Felsen aus dem Atlantik empor. Wir laufen entlang des Klippenpfads, um immer wieder einen neuen Blick auf die schroffe Schönheit zu ergattern. Die Einheimischen (wahrscheinlich vor allem die aus Kerry) sagen, die Klippen von Kerry sind höher und beeindruckender, aber wir sind Team Moher, wobei uns Kerry auch gefallen hat.

Der Wind zerrt an den Jacken, die Haare flattern wild, aber wir bleiben trocken…noch.  Als wir die Aussicht der Klippen vom nahen Ort Doolin betrachten, braut sich was zusammen und der Regen ist schneller da, als uns die Flucht ins Auto gelingt.

Im O‘Connors ist es zum Glück trocken und das Stew, das irische Gulasch, lecker.

Nach einem Frühstück mit Meerblick geht es für uns weiter Richtung Galway, allerdings mit einem Umweg durch den Burren Nationalpark.

Blick aus dem Fenster unseres Zimmers

Eine Wanderung durch die bizarre Steinlandschaft würde lohnen, aber wegen des unbeständigen Wetters beschränken wir uns darauf, interessante Punkte mit dem Auto anzufahren.

Wandererlügen („Wir sind gleich da“ oder „Das ist eine Abkürzung“) kennt man ja, aber wir kennen jetzt auch die Irlandlüge Nummer 1: „Guck mal Schatz, die Sonne scheint, wir brauchen keine Regenjacke.“ Christian hat sich tatsächlich getraut, ohne Regenjacke das Auto zu verlassen. Einmal und nie wieder 😉

Ohne Regenjacke unterwegs

Ein weiterer Stopp im Burren Nationalpark ist die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit:

Das Megalithgrab Poulnabrone Dolmen. Es handelt sich um ein Portalgrab, das vor über 5.000 Jahren errichtet wurde – also noch älter ist als die ägyptischen Pyramiden. Vier aufrecht stehende Steine tragen eine massive Deckplatte, sodass eine Art steinerner Eingang entsteht.

Archäologen fanden bei Ausgrabungen in den 1980er-Jahren die Überreste von mehr als 30 Menschen, zusammen mit Beigaben wie Keramik, Schmuck und Steinwerkzeugen. Das zeigt, dass der Dolmen nicht nur als Grabstätte, sondern wohl auch als ritueller Ort genutzt wurde.

Weiter geht es in den County Galway. Untergekommen sind wir in einem Bed&Breakfast mit dem Charme vergangener Zeiten. Dicke, gemusterte Teppichböden dämpfen die Schritte in die Gästezimmer, an den Wänden hängen Familienfotos wie ich sie aus den Fotoalben meiner Kindheit kenne. Willkommen in den 70ern, hat irgendwie auch was … für eine Nacht.

Das B&B befindet sich in Salthill, einem Vorort vom Galway. In die Innenstadt laufen wir rund 15 Minuten. Das Zentrum ist schön. Es gibt typische, bunte irische Häuser, mittelalterliche Tore, einen Handwerksmarkt und viele, viele Touristen. Wir schlendern durch die Straßen, wollen eigentlich in einem typischen Pub was trinken, finden jedoch keinen Platz.

Deshalb unternehmen wir einen Spaziergang auf der Promenade entlang der Galway Bucht zurück nach Salthill. Im 19. Jahrhundert fuhr von Galway nach Salthill sogar eine Pferdestraßenbahn. Das Baden kam gerade in Mode (ich überlege gerade, ob damals gerade die Neos erfunden worden waren, weil ansonsten ist es für mich ein Rätsel, wie man hier das Baden im Meer entdeckt haben kann😂). Die „Städter“ aus Galway kamen nach Salthill in die Sommerfrische. Die Sonne scheint sogar für diesen Spaziergang am Meer, allerdings kommen wir am Ende doch nicht trocken im Restaurant fürs Abendessen an.

Den Tagesabschluss zelebrieren wir (mal wieder) im O‘Connors. Gefühlt heißt in Irland jedes zweite Pub so. Dieser O‘Connor war offenbar ein Sammler. Von der Unterbuxe, die am Kamin trocknet über die Küchenwaage bis hin zur Heißmangel, die mir als Tochter eines Wäscher- und Plättermeisters natürlich sofort ins Auge gesprungen ist: Hier gibt es so viel Kleinscheiß, dass man immer weiter gucken kann und immer wieder Neues entdeckt.

Die Heißmangel

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